Jeder Schmetterling zählt

Wir rufen wieder zur Insektenzählung auf. Vom 31. Juli bis 9. August gibt es die zweite Runde des Insektensommers 2020. Gezählt werden kann alles, was sechs Beine oder mehr hat. Es braucht nicht viel mehr als eine Stunde Zeit, einen Stift und Zettel oder die praktische Zählhilfe mit den häufigsten Arten. Unabhängig von den Vorkenntnissen kann jeder mitmachen. Mit der Aktion wollen die Naturschützer Menschen für die Insektenwelt begeistern. Zudem helfen die gesammelten Daten die Bestandsituation der faszinierenden Wesen besser einzuschätzen.

Manche Menschen mögen sich darüber freuen: Die Windschutzscheibe bleibt länger sauber, und das hektische Gefuchtel an der sommerlichen Kuchentafel auf der Terrasse könnte demnächst weniger heftig ausfallen. Für die biologische Vielfalt jedoch ist das eine schlechte Nachricht.

Das große Insektensterben macht sich in vielen Bereichen bemerkbar. Besonders bei den Schmetterlingen fällt es auf: rund die Hälfte aller Schmetterlingsarten ist vom Aussterben bedroht, bereits ausgestorben oder verschollen.

„Zum Beispiel gelten von den 127 bei uns im Freistaat vorkommenden Tagfalterarten laut Roter Liste Thüringen 12 als ausgestorben oder verschollen“, berichtet Ronald Bellstedt, der Sprecher vom Landesfachausschuss für Entomologie des NABU Thüringen. „Von den verbleibenden 115 sind 57 Arten gefährdet. Das sind 49,5 Prozent unserer Tagfalter, 2001 waren es noch 55 Prozent“. Das Bundesamt für Naturschutz in Bonn meldet, dass bereits mindestens 60 Schmetterlingsarten in Deutschland vollständig ausgestorben sind. 494 weitere Arten seien vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet.

„Mit unserer Insektenzählung möchten wir die Menschen noch mehr für die Welt der faszinierenden Tagfalter und für alle anderen Insekten sensibilisieren. Die Daten helfen uns zudem dabei, den Bestand der Insekten besser einzuschätzen. Vielleicht werden uns aber auch ganz neue Arten gemeldet“, erklärt Ronald Bellstedt. „Vor einigen Jahren haben wir zum Beispiel mit einer Meldeaktion herausgefunden, dass sich die Blaue Holzbiene in Thüringen immer weiter ausbreitet und mittlerweile flächendeckend vorhanden ist.“
Am besten zählt es sich an einem warmen, sonnigen Tag draußen. Gezählt werden kann alles, was sechs Beine oder mehr hat. Es braucht nicht viel mehr als eine Stunde Zeit, einen Stift und Zettel oder die praktische Zählhilfe mit den häufigsten Arten, die auf der NABU-Website runtergeladen und ausgedruckt werden kann. Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral – Der NABU bietet viele Materialien an, um die Sechsbeiner besser kennenzulernen und unterscheiden zu können. Wer diese Tiere nicht kennt, kann sie ganz einfach mit dem NABU-Insektentrainer unterscheiden lernen. Das Tolle am Insektensommer ist, dass alle, völlig unabhängig von Vorkenntnissen, mitmachen können.

Der NABU engagiert sich seit Jahren für den Schutz der Insekten. Sie sind unverzichtbar für uns Menschen und die gesamte Natur. In unseren Ökosystemen tragen sie zur Vermehrung von Pflanzen sowie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Ausräumung der Landschaft sind nur einige Gründe für den Insektenschwund.

Entdeckungsfrage 2020
Wie viele Siebenpunkt-Marienkäfer und wie viele Asiatische Marienkäfer werden gezählt?
In Deutschland gibt es ungefähr 70 verschiedene Marienkäferarten. Am häufigsten entdecken wir in Deutschland den einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer und den Asiatischen Marienkäfer, der erst vor wenigen Jahren vom Menschen eingeführt wurde. Vielerorts verdrängt der Asiatische Marienkäfer den Siebenpunkt und andere einheimische Marienkäferarten. Mit Ihrer Hilfe wollen wir herausfinden, wie weit sich die invasive Art verbreitet hat und welcher der beiden Marienkäferarten häufiger zu finden ist.

So funktioniert die Aktion!
-> Optimaler Tag, um viele Insekten zu sehen, ist ein sonniger, warmer, trockener und windstiller Tag.
-> Notieren sie alle Insekten, die sie innerhalb einer Stunde an Ihrem Beobachtungsplatz entdecken können (ruhig auch einmal in Blumentöpfe, an Bäumen oder unter Steinen nachsehen).
-> Zählen Sie bei mobilen Arten wie Schmetterlingen oder Hummeln von jeder Art die größte gleichzeitig anwesende Zahl von Tieren, die Sie beobachtet haben, um Doppelzählungen zu vermeiden.
-> Ob Vorgarten oder Almwiese, Moor oder Wegrand: Beim Insektensommer darf überall beobachtet werden!
-> Zählen Sie auf einer Fläche im Durchmesser von 20 Metern, anders gesagt: zehn Meter im Umkreis von Ihnen.
-> Gern können Sie auch an beliebig vielen Orten zählen, müssen aber pro Beobachtungsort immer eine neue Meldung abgeben.
-> Es zählen Insekten aller Art, ohne jede Einschränkung – einschließlich Larven oder Puppen. Auch die Meldung „unscharfer“ Bestimmungen ist möglich, wenn die Art nicht eindeutig identifiziert wurde.
-> Melden können Sie die beobachteten Insekten ausschließlich online im Meldeformular oder mit der NABU-Insektenapp. Die App „Insektenwelt“ steht im PlayStore und bei itunes zum Download bereit. Keine postalische oder telefonische Teilnahme möglich.

Hier geht´s zum Online-Meldeformular:
https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer/meldeformular/index.html

Weitere Info´s, Video, Zählhilfen findet ihr hier: https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer/index.html

Wer ist wer? Siebenpunkt-Marienkäfer oder Asiatischer Marienkäfer? https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer/mitmachen/27814.html

Text: NABU Thüringen
Fotos: Melanie Kühne, NABU Kyffhäuserkreis

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